Oft erreichen mich E-Mails von jungen, ambitionierten Fotografen, die nach einem Praktikumsplatz fragen, oder nach Tipps, wie man Architekturfotografie lernt. Der Wissensdurst scheint groß zu sein, und die Informationslage wohl gering. Kein Wunder, Architekturfotografie ist zwar super spannend, aber auch eine sehr kleine Nische innerhalb der Fotografie. Daher beschäftigen wir uns heute mit dem Thema:
Um Architekturfotograf zu werden, gibt es viele Wege. Einen ganz offiziellen Weg gibt es dabei nicht, da Architekturfotografie weder Studienfach, noch ein Ausbildungsberuf ist. Eine fotografische Ausbildung oder ein Fotografiestudium sind zwar eine gute Ausgangslage für das technische Verständnis, die geschäftliche Seite muss man sich jedoch selbst aneignen. Es ist also viel „selber machen“ gefragt.
Es gibt dabei mehrere Wege um in den Beruf zu finden. Wir schauen uns die möglichen Wege einmal genauer an und gehen auch darauf ein, welcher Weg meiner Meinung nach am meisten Sinn macht.
1. Fotografische Ausbildung
2. Fotografie Studium privat oder staatlich
3. Assistenz bei etablierten Architekturfotografen
4. kompletter Quereinstieg
5. Einstieg über Umwege (Immobilienfotografie)
6. Mein Weg in die Architekturfotografie
7. Zusammenfassung und Empfehlung
Vorallem in Deutschland genießt die klassische Ausbildung nachwievor einen hohen Stellenwert.
Gerade in der Boomergeneration ist sie das Maß aller Dinge und wird daher immernoch vielen jungen Menschen ans Herz gelegt, wenn es darum geht einen Beruf zu erlernen.
Das Konzept ist relativ simpel:
Ein junger Mensch verpflichtet sich für 2-3 Jahre in einem Betrieb mitzuarbeiten und hat dabei die Chance alle Abläufe und Methoden zu erlernen. Die Fallhöhe und Einstiegshürden sind relativ gering, da vom Auszubildenden wenig erwartet wird. Die Lernkurve dabei umso steiler.
Wir kommen allerdings schon zu der Krux bei der klassischen Ausbildung:
Man lernt in der Regel nur von einer Hand voll Menschen und auch nur in einem sehr speziellen Metier.
Wir alle kennen Geschichten von Azubis, die ein Jahr lang nur die „Drecksarbeit“ gemacht haben und relativ wenig lernen durften.
Findet man einen seltenen Ausbildungsplatz bei einem Fotografenbetrieb bedeutet das in der Regel, dass man nur von einem einzigen Fotografen lernt. Für einen kreativen Beruf, ist das reichlich wenig Inspiration. Leben künstlerische Berufe doch davon, dass man möglichst viel Inspiration in sich aufsaugt, um so seinen eigenen Stil zu finden.
In der Praxis sieht es leider so aus, dass es kaum Ausbildungsplätze in der Fotografie gibt. Ich habe auch noch nie von einem Architekturfotografen gehört, der ausbildet. Man müsste sich also mit einer relativ allgemeinen Ausbildung zum Fotografen begnügen und sich dann selbst weiter spezialisieren.
Meine persönliche Meinung zur Ausbildung:
Um Architekturfotograf zu werden ist dies der denkbar schlechteste Weg.
Und das aus gleich mehreren Gründen:
1. wenig Ausbildungsplätze für Fotografen
2. fast unmöglich einen Ausbildungsplatz bei einem Architekturfotografen zu finden
3. Ausbildungsvergütung ist unterirdisch (170-340€)
4. man ist sehr eingeschränkt in dem fotografischen Metier, welches man lernt
5. wenig Inspirationsquellen, immer gleiche Aufgaben
6. 3 Jahre voller Terminkalender, kaum Zeit für kreative Projekte
Noch eine Personliche Anekdote:
Ich habe mich mit Anfang 20 beim Otto Versand in Hamburg um eine Fotografenausbildung beworben.
Otto hatte damals ein großes Inhouse Fotostudio und die Ausbildung dort einen guten Ruf.
Vorallem auch, weil sie „ordentlich“ bezahlten (700-1000€). Von 2000 Bewerbern bin ich auf Platz 2 gelandet, jedoch haben Sie letztendlich nur einen Azubi genommen und so ging ich leer aus.
Die Enttäuschung war zunächst groß. Allerdings wurde das Studio und somit auch die Ausbildung immer weiter verkleinert, bis gar nicht mehr ausgebildet wurde, was sich dann auch in der Ausbildung der letzten Azubis gezeigt hat.
Ich habe ein paar Freunde, die dort die Ausbildung gemacht haben. Niemand war so richtig glücklich, da am Ende der Ausbildung zwar alle super gut Kühlschränke fotografieren konnten, die Vorbereitung auf den Fotografenberuf jedoch eher ungenügend war.
Der Großteil der Azubis arbeitet mittlerweile auch nicht mehr als Fotograf, sondern hat das Metier gewechselt.
Nach der Ausbildung ist ein Studium wohl die naheliegendste Herangehensweise, wenn es darum geht sich für einen Beruf ausbilden zu lassen. Vorallem kreative Berufe lassen sich hervorragend an einer Universität lernen, da es hier viel Inspiration und Freiraum gibt, um seinen eigenen Stil zu finden.
Um Architekturfotograf zu werden, gibt es jedoch keinen direkten Studiengang, man kann jedoch generell Fotografie, oder Kommunikationsdesign studieren, welches Fotografie beinhaltet. Was zunächst ernüchternd klingt, hat jedoch auch viele Vorteile.
Fangen wir jedoch bei der Studiensuche an. In Deutschland gibt es viele Studienangebote, welche Fotografie oder Kommunikationsdesign beinhalten. In so ziemlich jeder Großstadt gibt es mehrere Angebote, um ein solches Studium anzufangen. Sei es privat oder an einer staatlichen Universität. „Leider“ ist ein solch kreatives Studium jedoch sehr beliebt, sodass die Einstiegshürden relativ hoch sind.
An vielen staatlichen Universitäten bewirbt man sich daher mit einer „Mappe“, welche kreative Arbeiten enthält, die die künstlerische Eignung zeigen sollen. Weiter geht es meist mit umfangreichen Tests aus allen Sparten wie Design, Kunsthistorie, Zeichnen, Malen etc., die die künstlerische Eignung weiter auf den Prüfstand stellen. Gerade bei einem Kommunikationsdesign Studium kann das eine echte Hürde sein, wenn man sich lediglich mit Fotografie beschäftigt.
Persönliche Anekdote:
Ich habe mich 3 Jahre in Folge an der Hochschule für angewandte Wissenschaften Hamburg für ein Kommunikationsdesign Studium beworben und meine Mappe (nur aus Fotografien bestehend) wurde 2x angenommen. Im ersten Jahr hat mich die Einladung zum Test bereits so abgeschreckt, dass ich nicht hingegangen bin. Man sollte sich 2 Tage Zeit nehmen und ein buntes Arsenal an Zeichenkartons, Tuschkasten, Bleistiften, Buntstiften, Finelinern und all dem mitbringen, wovon ich mich in der Schule fern gehalten hatte.
Im zweiten Jahr habe ich es dann ernster genommen, mir alles besorgt und 3 Wochen lang zeichnen und malen geübt.
Vergeblich, denn ich habe den Test nicht bestanden.
Randnotiz: Meine damalige Mitbewohnerin hat auch nicht bestanden, sich jedoch in den Studiengang geklagt und dann erfolgreich studiert.
Dank meiner Mitbewohnerin konnte ich also aus erster Hand erfahren, wie es im Studium abläuft, und das ist durchaus positiv. Das Studium bietet viel Freiraum für kreative Projekte und man wird immer wieder motiviert die eigenen Sichtweisen zu überdenken und neue Wege einzuschlagen. Für eine kreative Ausbildung natürlich Gold wert.
Des weiteren lernt man von vielen unterschiedlichen Professoren und beeinflusst sich natürlich auch gegenseitig unter den Studierenden. Man bekommt quasi ständig Feedback. Auch der interdisziplinäre Ansatz im Kommunikationsdesign Studium ist wertvoll, da so ein größeres Verständnis für Design und co entstehen. Gerade, wenn man ein eigenes Business führen will, ist ein ganzheitlicher Ansatz in Design und Kommunikationsdesign wertvoll, da man sich dann selbst um Homepage, Werbeanzeigen und co. kümmern kann.
Apropos Business, diese Seite kommt beim Studium leider oft zu kurz. Der Fokus ist klar auf der Kreation und dem kreativen Part. Wie man Angebote schreibt, Marketing macht oder Kunden findet, muss man sich meist selbst beibringen.
Dennoch bietet ein Studium genügend Freiraum, um sich diese Skills selbst drauf zu schaffen. Desweiteren hat man 3 Jahre lang genug Zeit, um an persönlichen Projekten zu arbeiten und sich bereits ein Portfolio in der Architekturfotografie aufzubauen. Dies ist meiner Meinung nach der größte Vorteil eines Studiums. Das und, dass man sich 3 Jahre lang bereits ein Netzwerk aus Kreativen aufbaut.
Noch ein kurzes Wort zu privaten Studienangeboten.
Meist kommt man hier viel leichter in einen Studiengang.
Klar, man muss höhere Studiengebühren zahlen, dafür sind die Aufnahmetest in der Regel leichter, wenn es überhaupt welche gibt.
Die privaten Hochschulen haben meist auch einen etwas spitzeren Ansatz, sprich bereits eine Positionierung.
So ist z.B. der Letteverein in Berlin stark auf Dokumentarfotografie ausgelegt.
Meine persönliche Meinung:
Das Studium ist eine hervorragende Möglichkeit,
um die (Architektur-)Fotografie zu erlernen, vorausgesetzt man bringt genügend kreativen Ergeiz mit.
Die Punkte noch einmal im Überblick:
1. rundum kreative Ausbildung durch meist interdisziplinäre Ansätze
2. viel kreativer Freiraum um Stil und Nische zu finden
3. viel Zeit, um Portfolio und Netzwerk zu bauen
4. Insipiration aus vielen verschiedenen Bereichen
5. notfalls privat studieren – die 25.000€ sind im Vergleich zu Studiengebühren im Ausland lächerlich günstig
Ein weiterer klassischer Weg, um die Fotografie und auch die Architekturfotografie zu erlernen, ist die Assistenz bei etablierten Fotografen. Hier arbeitet man entweder als fester Assistent (Vollzeit) oder je nach Auftrag für einen Fotografen und hat somit die Möglichkeit bei realen Jobs alles wichtige für den Beruf zu lernen. Außerdem knüpft man wichtige Beziehung und kann evtl. bereits kleine eigene Jobs übernehmen.
Die Assistenz kommt klassischerweise aus der Werbefotografie, wo oft an großen Sets fotografiert wird, welche viele helfende Hände benötigen. Dabei gibt es dann oft den ersten, den zweiten und teilweise auch den dritten Assistenten, welche in absteigender Reihenfolge verantwortungsvolle Jobs übernehmen.
Für die Architekturfotografie ist diese Methode jedoch leider weniger verbreitet.
Das liegt daran, dass Architekturfotografen an den Locations weniger „zu tun“ haben.
Es gibt keine großen Lichtaufbauten, keine Modelle um die sich gekümmert werden muss und es ist weniger stressig.
Außerdem ist der Beruf des Architekturfotografen, der vom Wetter abhängig ist, weniger planbar als der eines Werbefotografen mit eigenem Studio.
Der Bedarf an Assistenz ist daher viel geringer.
Es gibt aber natürlich dennoch Architekturfotografen, welche Assistenten anstellen oder für Jobs buchen.
Wie gesagt ist das eine tolle Möglichkeit um praxisnah alle Aspekte des Berufs zu lernen.
Außerdem lernt man nicht nur die kreative Seite und die Technik.
Bei einem guten Mentor lernt man auch die geschäftliche Seite des Berufes und wie man mit Kunden umgeht.
Ein Nachteil einer festen Assistenz ist, dass man wieder nur eine einzige Perspektive und einen einzigen Ansatz der Architekturfotografie lernt. Diesen zwar sehr intensiv, jedoch mit wenig Inspiration oder Einfluss von außen.
Man kann das ganze jedoch auch umkehren und mehreren Architekturfotografen frei assistieren, wenn diese Aufträge haben.
So bekommt man direkt mehrere Arbeitsweisen und Ansätze mit.
Der große Vorteil an der Assistenz:
Man verdient bereits okayes Geld (ca. 300-400€ am Tag) und ist flexibel genug, um erste eigene Aufträge anzunehmen, wenn man gerade nicht gebucht ist. So kann man langsam aber stetig vom Assistenten zum Fotografen aufsteigen und sich so sein Geschäft aufbauen.
Persönliche Meinung:
Die Assistenz ist vermutlich der effektivste Weg, um schnell in eine bestimmte Nische der Fotografie einzusteigen.
Sie erfordert relativ viel Eigeninitiative und bietet weniger künstlerischen Freiraum als ein Studium.
Dafür lernt man alle Aspekte des Fotografenjobs aus erster Hand.
Hat man die Möglichkeit bei einem oder mehreren guten Architekturfotografen zu assistieren,
kann das der Startschuss für eine tolle Karriere sein.
Die Architekturfotografie bietet gegenüber anderen werblichen Formen der Fotografie einen großen Vorteil:
Man ist relativ unabhängig von anderen Menschen, wenn es darum geht sich ein Portfolio aufzubauen.
Man sucht sich einfach Objekte und fotografiert diese, wann auch immer man Zeit hat.
Und tolle Objekte gibt es zur genüge.
Getreu dem Motto: Fake it till you make it, kann man sich so ganz ohne Stress ein super Portfolio aufbauen.
Man kann verschiedene Stile ausprobieren, die Technik kennen lernen und hat keinen Druck wie Prüfungen oder Kunden, die man zufrieden stellen muss.
Was ein großer Vorteil ist, kann jedoch auch der große Nachteil am Quereinstieg sein, denn:
Während man freie Projekte fotografiert, hat man unter der Woche meist noch einen festen Job, was spätestens dann kompliziert wird, wenn erste Auftragsanfragen für Dienstag Vormittag oder Donnerstag Nachmittag rein kommen.
Hat man keinen flexiblen Weg, um seine Miete zu zahlen, kann der Übergang zum Vollzeit Architekturfotografen relativ tricky sein.
Man muss den Spagat schaffen für die Kunden verfügbar zu sein, aber gleichzeitig auch seine festen Arbeitszeiten einhalten.
Je nachdem kann es sinnvoller sein, seine Arbeitszeiten flexibler zu gestalten, oder einen harten Cut zu machen und sich ab da nur auf die Fotografie zu konzentrieren. Erfahrungsgemäß dauert es jedoch Jahre, bis die Architekturfotografie ins rollen kommt, weshalb Kollegen teils im Scherz, teils ernsthaft empfehlen sich einen Partner mit einem gut bezahlten Job zu suchen.
Sich selbst zum Architekturfotografen auszubilden sollte kein großes Problem sein. Wie gesagt gibt es relativ viel Freiraum um sich auszuprobieren. Auch gibt es im Internet viele Möglichkeiten Einblicke in den Beruf und die Karriere des Architekturfotografen zu erhalten.
So gibt es von FStoppers gleich 5 Videokurse, bei denen man von einem der einflussreichsten Architekturfotografen aus erster Hand lernen kann. Vom Locationscouting, über Lichtsetzung und Bildbearbeitung, bis hin zu richtigen AGBs, lernt man hier alles vom Profi.
Persönliche Meinung:
Die Architekturfotografie ist wohl die praktischste Form, um sie sich selbst beizubringen.
Bildungsangebote und Inspiration gibt es zur Genüge.
Lediglich der Wechsel vom festen Job zur Selbstständigkeit ist meiner Meinung nach schwierig,
da man hier schon einen weiten Spagat schaffen muss.
Außerdem muss man sehr viel Eigeninitiative mitbringen, was für ein eigenes Business jedoch nur von Vorteil sein kann.
Wer hingegen nicht komplett quer einsteigt, sondern bereits als z.B. selbstständiger Fotograf oder in einem ähnlichen kreativen Beruf arbeitet, hat es wesentlich einfacher. Man ist flexibler in seiner Verfügbarkeit und kann Termine leichter wahrnehmen.
Es sollte gar kein Problem sein, als Portraitfotograf auch nebenbei erste Aufträge für Baufirmen zu machen.
Oder als Webdesigner, der sich seine Zeit frei einteilt, auch am Dienstag Vormittag einen Auftrag durchführen zu können.
Ein gern genommener (Um)Weg in die Architekturfotografie ist über die Immobilienfotografie.
Die Sujets sind sich relativ ähnlich, man fotografiert Gebäude und Räume, nutzt sogar das gleiche Equipment und hat ab und zu auch tolle Immobilien für das eigene Portfolio vor der Linse.
Der Einstieg in die Immobilienfotografie ist wesentlich einfacher, als in die Architekturfotografie und man kommt schneller an bezahlte Aufträge. Man fragt einfach 5 Freunde, ob man deren Haus/Wohnung fotografieren kann und kann mit diesem Portfolio bereits bei ersten Immobilienmakler anfragen. Hat man etwas Verkaufsgeschick, kann man sich so bereits erste Stammkunden aufbauen.
Der große Vorteil ist, dass man nun bereits bezahlt und vor allem flexibel relativ nahe an der Architekturfotografie arbeitet. Man kann mit tollen Objekten das eigene Portfolio aufwerten, ist flexibel wenn Architektur Aufträge kommen und oft ergeben sich Kontakte zu Baufirmen, Innenausstattern und Handwerkern, welche in Zukunft Architekturfotos brauchen.
Persönliche Meinung:
Hat man etwas Verkaufsgeschick, ist dies eine tolle Möglichkeit, um sich zum Architekturfotografen hochzuarbeiten. Mit relativ wenig Investment, kommt man relativ schnell an bezahlte Aufträge und kann von hier aus „skalieren“ und größere Aufträge annehmen.
Man muss sich jedoch vieles selbst beibringen und ein solider Background in BWL oder Marketing ist sehr hilfreich!
Wer aufmerksam gelesen hat, weiß nun bereits, dass ich so ziemlich alle Wege in die Architekturfotografie versucht habe.
Schlussendlich ist es der Quereinstieg über die Immobilienfotografie geworden und ich bin nicht traurig darüber.
Jedoch hatte ich eher durch Zufall mit 18 angefangen für den Vater eines Freundes Fotos für sein Immobilienmaklerunternehmen zu erstellen. Parallel hatte ich immer fest-frei in verschiedenen Marketingjobs gearbeitet.
Was als netter Nebenjob angefangen hatte, ist langsam immer weiter gewachsen.
Mehr Makler aus meinem Heimatort kamen auf mich zu, irgendwann Makler aus der Nachbarstadt Hamburg.
Ich konnte mein Portfolio erweitern und aus Maklern wurden irgendwann Immobilienentwickler, welche größere Jobs hatten, sodass ich den Sprung wagen konnte, Vollzeit Architektur zu fotografieren.
Ab da ging alles relativ schnell und ich bekam offizielle Aufträge der Stadt Hamburg, fotografierte in der Elbphilharmonie und bekam Anfragen aus ganz Deutschland.
Mein Background im Marketing hat mir dabei enorm geholfen.
Ob das der beste oder einfachste Weg in die Architekturfotografie war?
Ich weiß es nicht, das muss jeder für sich selbst entscheiden.
Wir eroieren daher noch einmal alle Wege in der Zusammenfassung
Welchen Weg man wählt, um Architekturfotograf zu werden, ist jedem selbst überlassen.
Letztendlich ist eine eine Charakterfrage, was einem liegt und worauf man Wert legt.
Ich möchte dir aber trotzdem meine persönliche Meinung und Einschätzung geben und dir den ein oder anderen Rat mitgeben,
was meiner Meinung nach Sinn macht und was nicht:
1. Fotografische Ausbildung
Empfehle ich ganz klar nicht.
Es gibt kaum Ausbildungsstellen, diese sind schlecht bezahlt, man lernt meist nur eine Art der Fotografie und hat kaum Möglichkeiten, um sich kreativ zu entwickeln, bzw. um ein Portfolio aufzubauen oder Kontakte zu machen.
Für einen so kreativen Job ist das Konzept Ausbildung meiner Meinung nach absolut nicht geeignet.
2. Fotografie Studium
Klare Empfehlung. Der Freiraum, den man durch ein Studium bekommt ist von unschätzbarem Wert, wenn es darum geht sich kreativ zu entwickeln und seine Bildsprache zu finden. Gerade der interdisziplinäre Ansatz in einem Kommunikationsdesign Studium ist eine tolle Vorbereitung, um später ein eigenes Business aufzubauen.
Neben dem tollen Netzwerk, welches man sich aufbaut, ist man gleichzeitig auch flexibel genug, um erste Aufträge noch während des Studiums anzunehmen und sich so bereits ein Portfolio, bzw. Geschäft aufzubauen.
3. Assistenz bei etablierten Fotografen
Kann gut funktionieren. Man brauch schon ein wenig Glück und Geschick, um Fotografen zu finden die a) Assistenten nehmen und b) auch in der Architekturfotografie Aufträge haben.
Hat man jedoch solch ein Setup gefunden, gibt es kaum einen besseren Weg, um Architekturfotografie zu lernen und sich parallel ein eigenes Geschäft aufzubauen.
Aufgrund der geforderten Flexibilität jedoch eher etwas für junge Menschen.
4. Kompletter Quereinstieg
Bedingt sinnvoll. Hat man viel Durchhaltevermögen und kann sich gut selbst motivieren, kann das ein guter Weg sein.
Es empfiehlt sich jedoch unbedingt einen flexiblen Job zu haben, oder aber mit einem guten finanziellen Polster zu starten.
Macht am meisten Sinn, wenn man bereits etwas Berufserfahrung hat und es sich leisten kann in der Anfangszeit kein richtiges Geld zu verdienen.
5. Umweg über andere Fotografieformen, z.B. Immobilienfotografie, Hochzeitsfotografie, Werbefotografie etc.
Eine gute Möglichkeit.
Vorallem, wenn man bereits als Fotograf arbeitet und bereits Equipment hat und auch die geschäftliche Seite der Fotografie gut kennt.
Der Übergang zur Architekturfotografie kann dabei angenehm fließend sein und man kann ohne große Umsatzeinbußen oder Einschränkungen in der Lebensweise den Wechsel vollführen.
Eignet sich vor allem dann, wenn man sich gut motivieren kann und die „Ausprobierphase“ wie in einem Studium bereits hinter sich hat.
Welchen Weg würde ich gehen, wenn ich nochmal 20 wäre und bei 0 starten müsste?
Ich würde das Fotografie, bzw. Kommunikationsdesign Studium wählen.
Auch wenn der Quereinstieg über die Immobilienfotografie gut geklappt hat.
Rückwirkend wünsche ich mir, am Anfang noch mehr Freiheiten und kreativen Austausch gehabt zu haben und sich mit Gleichgesinnten das spannende Feld Fotografie zu erarbeiten. Auch außerhalb der Fotografie etwas über Design und co zu lernen, messe ich mittlerweile immer mehr Wert zu.
Klar sind 3 Jahre Studium und ggf. 25.000€ Studiengebühren ein hohes Commitment/Investment.
Es ist jedoch eine super Grundlage für eine lebenslange Karriere und das Investment sollte sich locker auszahlen, wird man doch mit der Möglichkeit belohnt einen Traumjob zu haben.
Alex
von Architekturfotografie Bach